"Ehrliche Blicke" auf Gelsenkirchen

Fotoausstellung zeigt die Sicht freier Fotografinnen auf die Entwicklung einer Stadt im Wandel

(c) Hendrik Lietmann

Gesucht wurden „Ehrliche Blicke auf die Stadt Gelsenkirchen jenseits von Statistiken und PR-Fotografie“. Dem „Call for Pictures“ des Pixelprojekt_Ruhrgebiet im vorigen Jahr folgten 52 Fotograf*innen. „Oft wird negativ über den Wandel in der Stadt geredet. Im Vorfeld hatten wir überlegt, ob wir den Aufruf überhaupt wagen können, ohne mediale Negativ-Kampagnen unnötig weiter zu befeuern. Stattdessen haben die Einsendungen überraschende Perspektiven und eine auffallend positive Bildsprache zutage gefördert“, sagt Initiator Peter Liedtke. 18 Fotografieserien von 2 Fotografinnen und 16 Fotografen wurden für die Ausstellung „Gelsenkirchen – Fotoarbeiten zur Entwicklung einer Stadt“ ausgewählt. Die Ausstellung wird am Donnerstag, 7. März um 18.30 Uhr mit einem Gastbeitrag von Olivier Kruschinski, Vorstand Stiftung Schalker Markt,eröffnet. Sie ist danach bis zum 21. Juni 2024 von montags bis freitags, von 8 bis 17:30 Uhr, im Wissenschaftspark, Munscheidstr. 14, Gelsenkirchen zu sehen. Der Eintritt zur Ausstellung und zur Eröffnung ist frei.

Schon das Titelbild, mit dem die Ausstellung beworben wirbt, bricht mit allen Klischees von Gelsenkirchen: „Die Sonne, der Staub, die Straße“ heißt die Serie, mit der Hendrik Lietmann Jugendliche auf einem abseitigen Biketrail in einer Wildnis – im Industriewald der ehemaligen Zeche Rheinelbe – entdeckt hat. Fast schon mystische Impressionen von demselben Ort liefert Tania Reinecke mit der Serie „Es ist alles schon da“. In der Tradition des amerikanischen Malers Edward Hopper malen die schon beinahe historischen Schwarz-Weiß-Fotografien von Peter Buchwald „Die Einsamkeit der Orte“ von 1992. Ekkehart Bussenius spielt bei seinen Aufnahmen in der Serie „Civitas“ mit stimmungsvollem Restlicht, das die alltägliche Stadtarchitektur farbenfroh in Szene setzt. Flüchtige Szenen aus dem Musiktheater hat Pedro Malinowski in seiner gleichnamigen Polaroidserie festgehalten. Dem „Orient in Gelsenkirchen“ spüren menschlich nahe Fotografien von Dieter Grundmann nach. Wunderschöne Postkarten-Tableaus aus dem Stadtgebiet steuert Erika Lieber mit der Serie „Hidden Champion“ bei.

Auch einige bereits verschwundene Orte haben Fotografen inspiriert: Markus Milde hat die Solarmodulfertigung in Gelsenkirchen in der Serie „Zukunftsmodul“ festgehalten. Steffen Hampe hat das „Zentralbad“ im halbabgerissenen Zustand dokumentiert und die historische Schwarz-Weiß-Serie von Christian Westphalen erinnert an die ehemalige Fleischfabrik „Vestia“.

Natürlich darf auch das Phänomen Schalke nicht fehlen. Hans Jürgen Landes hat die „Schalker Fanmeile“ städtebaulich portraitiert, Wolfgang Fröhling unter ähnlicher Überschrift „Schalker Meile“ die Fans fotografiert. Michael Kerstgens hat die Fans in der Serie „Meister der Herzen“ - als Schalke für 4 Minuten Meister war - verewigtund Gerhard Zelle erinnert mit der Serie „Aufstieg Schalke“ 2022 an glorreiche Zeiten und Feiern.

Szenen rund um den Wissenschaftspark sind ebenfalls in der Ausstellung zu finden. Joachim Schumacher hat in „Mein Gelsenkirchen“ die städtebaulich schwierigen Ecken in Gelsenkirchen fotografiert, Guntram Walter in „GeSchreibungen“ neuere Beschriftungen gesammelt. Und Fred Hüning das Streetlife durch Recherche bei Google Streetview in Ückendorf in der Serie „Die Hukkinger“ verewigt.

Zu guter Letzt: In der Serie „Ein Dorf“ zeigt Rene Sikkes mit kommentierten Portraitfotografien, wie Menschen in Gelsenkirchen untereinander vernetzt sind.

„Diese Ausstellung wird alle überraschen, die meinen, Gelsenkirchen zu kennen. Wie schon seit vielen Jahren für das Ruhrgebiet insgesamt schaffen es die freien Fotografinnen und Fotografen auch bei Fokussierung auf eine Stadt, neue Perspektiven aufzuzeigen und gewohnte Denkmuster aufzubrechen. Die Serien sind deshalb nicht nur für Fotografiefans interessant, sondern auch für die Stadtgesellschaft. Wir unterstützen die Ausstellung daher gern“, sagt Wolfgang Jung, Geschäftsführer der Wissenschaftspark Gelsenkirchen GmbH.

(Quelle: Pressemeldung vom 7.2.2024)

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